Foto von Gabriel Rissi auf Unsplash

 

Wussten Sie eigentlich, dass das Glücksspiel in Brasilien seit dem Jahr 1946 illegal ist? Jedoch wurden in der letzten Zeit einige Bestimmungen geändert bzw. Verbote gelockert. Wir werden daher in diesem Artikel auf die aktuellen Änderungen in Bezug auf die Glücksspielgesetzgebung in Brasilien detailliert eingehen.

 

Die Geschichte des Glücksspiels in Brasilien und die Gründe der Verbote

 

Brasilien ist das größte katholische Land der Welt, obwohl der Anteil der tatsächlich gläubigen Menschen in den letzten Jahren – so wie in anderen Teilen der Welt – rapide gesunken ist. In der Bibel wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt, dass Glücksspiel zu den Todsünden gehört, es wird aber davon grundsätzlich abgeraten.

 

Der religiöser Aspekt war auch einer der Gründe, wieso im Jahr 1946 der damalige Präsident Eurico Gaspar Dutra das Glücksspiel als ein kriminelles Vergehen einstufen ließ. Seit dem Bestehen dieses Verbots im südamerikanischen Staat wird hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass seine Frau, Carmela Tele Dutra, eine sehr katholische First Lady, diejenige war, die ihren Ehemann dazu überredet hat, das betreffende Dekret zu erlassen.

 

Und dieser parlamentarische Beschluss ist nunmehr seit über 75 Jahren aufrecht, obwohl 1993 erlaubt wurde, an kommerziellen Veranstaltungsorten Spielautomaten aufzustellen und Bingospiele anzubieten. Aber auch diese Lockerungen wurden bereits 1998 widerrufen und seit 2004 ist auch kommerziell betriebenes Bingo wieder illegal.

 

In den letzten Jahrzehnten gibt es jedoch Tendenzen zur Legalisierung des Glücksspiels in Brasilien und die ausgetragenen Diskussionen sind mitunter mehr als heftig, denn noch immer sind viele Menschen, insbesondere die religiösen, mit dem Konzept des Glücksspiels nicht einverstanden. Seit den frühen 1990er Jahren wurden daher vom brasilianischen Nationalkongress einige Gesetzentwürfe zum Thema Glücksspiel bereits geprüft.

 

Die aktuellen Tendenzen

 

Auch in diesem Jahr 2022 lagen bereits einige Gesetzesvorlagen zur Prüfung vor. Einer der Befürworter der Legalisierung des Glücksspiels in Brasilien, der Abgeordnete Felipe Carreras, versuchte mit Initiativanträgen die Regulierungsverfahren zu beschleunigen, um so Sportwetten, Bingo, Tierspiele, landgestützte Casinos und einige der Online-Casino-Webseiten aus der Illegalität zu holen.

 

Einige der vorgebrachten Anträge schienen auch nicht vollends durchdacht, denn so sollte unter anderen nur ein offizieller Betreiber pro eine Million Einwohner zugelassen werden. Durch diese Maßnahme sollte sichergestellt werden, dass viele Regionen des sechst bevölkerungsreichsten Landes der Erde nicht mit einer überbordenden Anzahl von Casinos überschwemmt werden, und die Menschen nicht noch zusätzlich zum Spielen ermutigt werden.

 

Dieser Regulierungsvorschlag bedeutet aber auch, dass beispielsweise Rio de Janeiro nur sechs offizielle Onlineangebote haben könnte, da die Bevölkerungszahl dieser Mega-City im Moment bei 6,74 Millionen Einwohnern liegt. Erst wenn die Bevölkerung der Stadt um eine weitere Viertel-Million Menschen anwächst, könnte ein weiterer Anbieter seine Pforten öffnen.

 

Die Gesamtbevölkerung Brasiliens liegt im Augenblick bei 212,6 Millionen. Sollte dieses Gesetz verabschiedet werden, so könnten 212 Casinos im ganzen Land entstehen. Auch wenn das im ersten Moment nach viel klingen mag, ist es für einen Staat mit der Größe Brasiliens nicht enorm viel – Großbritannien, das 35-mal in seiner Fläche kleiner ist als Brasilien, hat zum Beispiel 131 legalisierte Casinos auf seinem Territorium stehen.

 

Aber auch andere Einschränkungen und Regulierungsmaßnahmen nach der Legalisierung der brasilianischen Casinos wurden publik. So müssen diese Glücksspieltempel nach brasilianischem Recht registriert werden, der Hauptsitz der betreffenden Unternehmen muss sich im Land befinden und es muss sichergestellt werden, dass jedes Casino über mindestens 19,50 Millionen US-Dollar Kapital verfügt.

 


Und was ein dreiviertel Jahrhundert undenkbar war, geschah am 24. Februar. Die Abgeordneten des brasilianischen Parlaments stimmten für die Legalisierung des Glücksspiels. Jedoch wurden einige Liberalisierungsmaßnahmen dann doch anders beschlossen als geplant. So dürfen beispielsweise in Sao Paulo mit seinen 12 Millionen Einwohner nur drei Casinos eröffnet werden. Im gleichen Atemzug wurde auch erstmals in Brasilien eine Glücksspielbehörde gegründet, die sich SINAJ nennt.

 

Sind die Regulierungsmaßnahmen bei Casinos und Sportwettanbietern gleich?

 

Die neu verabschiedeten Beschlüsse für Online-Glücksspiele basieren auf dem gleichen Fundamenten wie jene bei den Sportwetten. Zusätzlich wurde auch beschlossen, dass die auszugebenden Lizenzen für 25 statt der zuvor vorgeschlagenen für 20 Jahre vergeben werden.

 

Drei Casino-Resorts werden nur in Provinzen mit mehr als 25 Millionen Einwohnern und zwei in Bundesstaaten mit 15 bis 25 Millionen Einwohnern zugelassen. Diese Lizenzen würden auch nur an jene Unternehmen vergeben, die finanzstärksten Aussichten haben.

 

Die Bingoanbieter werden voraussichtlich nicht so sehr in der Anzahl der Aufstellungsorte eingeschränkt werden, denn pro 150.000 Einwohner wird die Möglichkeit bestehen, eine Bingohalle zu errichten. Und in jedem dieser Bingotempel können bis zu 400 Bingomaschinen aufgestellt werden.

 

Dürfen ab jetzt Online-Casinos mit Sitz in anderen Ländern in Brasilien verwendet werden?

 

Bis zur Gesetzesnovelle war es noch illegal, Online-Casinos, die von anderen Staaten der Welt aus ihre Angebote ins Netz stellten, von Brasilien aus zu nutzen. Auch die Nutzung von VPN war untersagt. Nachdem nun aber neue Zeiten in diesem Teil der Südhalbkugel angebrochen sind, können auch von Brasilien aus, Offshore-Casinos genutzt werden. Wir sehen diese Tatsache als einen weiteres Anzeichen dafür an, dass die Gesetzgebung im Bereich der Online-Casinos noch nicht final abgeschlossen ist.

 

Ob Sie nun selbst ein Brasilianer oder ein Besucher dieses Landes sind, Sie werden feststellen, dass sich die Gesetzesänderungen in diesem Bereich noch öfters ändern werden. Achten Sie daher immer darauf, dass Sie sich immer an die geltenden Gesetze und Vorgaben halten. Denn nur so werden Sie vermeiden können, dass Sie unvermutet in rechtliche Schwierigkeiten geraten.

KLICKEN